Wenn einer eine Reise tut – Christian Krachts „Imperium“

imperium… dann kann er was erzählen.

Und wie! Christian Kracht erzählt die Geschichte des deutschen Aussteigers August Engelhardt, seines Zeichens überzeugter Nudist und Vegetarier der besonderen Art, nämlich: Kokovorist!

Was das bedeutet: sich ausschließlich von der Kokosnuss zu ernähren. Um diesen Lebensstil konsequent durchführen zu können, wandert August also nach Deutsch-Neuguinea (heute Papua-Neuguinea) aus, kauft eine Insel, gründet den „Sonnenorden“ und gibt sich seiner Leidenschaft hin.

Dies zu beschreiben, malt Kracht farbenfrohe Bilder, die immer größer werden und plötzlich anfangen, sich zu bewegen. Beim Lesen spielt sich buchstäblich ein innerer Film ab, dessen Regisseur der Autor ist. Die Beschreibungen sind unfassbar einfallsreich und manchmal schreiend komisch, seine Sprache dabei meisterhaft und der Stil geradezu virtuos: Sätze, die gleichzeitig Haken schlagen und sich im Kreise drehen, dann wieder schnurstracks geradeaus laufen und dennoch nie den Anschluss verlieren. Es bezaubert und verstört, erheitert und erschütternd zugleich. Dieses Buch ist ein Strudel, aus dem man erst wieder heraus kommt, wenn die letzte Seite ausgelesen ist.

Und was lehrt uns die Geschicht? Auch nudistischer Kokovorismus schützt vor Dummheit nicht!

Von edlen Abenteuern und wahrer Liebe – William Goldmans „Die Brautprinzessin“

brautprinzessinWas für ein rasendes Abenteuer!

Es ist alles dabei: eine schöne, dümmliche Bauerntochter, ein Riese nebst spanischem Fechtmeister und sizilianischem Superhirn, ein feister Prinz, dessen größte Leidenschaft die Jagd und dessen treuester Ergebener ein fieser, den Schmerz mit Hilfe von Foltermethoden auslotender Graf ist. Fehlt nur noch der ständig dazwischen
quasselende Erzähler, dessen Einschübe man zunächst mit einem mürrischen Seufzer hinnimmt, der sich jedoch jedes Mal – schwuppdiwupp – in Luft auflöst und in einem breiten Grinsen oder gespannter Wie-gehts-weiter-Stimmung endet.

Es wird gekämpft, gefochten und gefoltert, was das Zeug hält. Neben Liebesschwüren und Verfolgungsjagden geschehen Wunder über Wunder und, verdammt nochmal, niemals siegt die Gerechtigkeit.

Und das soll es dann gewesen sein? Das war’s und es war großartig.